phantastische paralipomena

phantastische paralipomena war längere Zeit eine Rubrik am Ende der Harald Schmidt Show. Wer zur nächtlichen Stunde während dieser Rubrik eingeschlummert ist, kann sich dennoch hier mit dieser intellektuellen und meditativen Herausforderung auseinandersetzen.

Eine kurze Erklärung des Rubriknamens: Das Wort "phantastisch" kommt von dem griechischen Wort "Phantasie" und bedeutet schwärmerisch, überspannt, unwirklich oder umgangssprachlich auch großartig. Das griechische Wort "Paralipomena" ist der Plural von "Paralipomenon", was literaturwissenschaftlich als Ergänzung, Nachtrag oder Randbemerkung verwendet wird.

"Großartige Randbemerkungen"

- 30.07.1997 -
Ein Mensch ist immer das Opfer seiner Wahrheiten. Hat er sie einmal erkannt, so kann er sich von ihnen nicht freimachen. Camus

- 24.07.1997 -
Eine kunstlose Wahrheit über ein Übel ist ein Übel. Sie muß durch sich selbst wertvoll sein, dann versöhnt sie mit dem Übel und mit dem Schmerz darüber, daß es Übel gibt.

- 12.06.1997 -
Hätte man nur mehr gelesen, dann wüßte man wirklich nichts, aber dieses bißchen Wissen, das aus seinen Lücken Zutrauen bezieht, ist trügerisch und gefährlich. Canetti

- 02.05.1997 -
Nichts ist so widernatürlich wie die unaufhörliche Aufdeckung des Sinns. Der Vorzug und die eigentliche Macht der Mythen ist, daß der Sinn nicht genannt wird. Canetti

- 30.04.1997 -
Nicht geboren werden ist unbestreitbar die beste Lage. Leider steht sie niemandem zu Gebote. Cioran

- 18.04.1997 -
Mit etwas mehr Bereitwilligkeit hätten wir Gott glücklicher machen können. Aber wir haben ihn im Stich gelassen und jetzt ist er einsamer als vor dem Beginn der Welt. Cioran

- 16.04.1997 -
Um vergnügt oder vielmehr lustig in der Welt zu sein, wird nur erfordert, daß man alles nur flüchtig ansieht. Sowie man nachdenkender wird, wird man auch ernsthafter. Lichtenberg

- 11.04.1997 -
Es ist gewiß besser, eine Sache gar nicht studiert zu haben als oberflächlich. Denn der bloße Menschenverstand, wenn er eine Sache beurteilen will, schießt nicht so sehr fehl als die halbe Gelehrtsamkeit. Lichtenberg

- 08.04.1997 -
Jedes Erstaunliche hat seine Methode, bis wir feststellen, daß das Erstaunliche nicht erstaunlich ist, keine Methode hat. Die besten Plätze auf welchen die Phantasie spielt. Thomas Bernhard

- 27.03.1997 -
Der Hierarchie der Freundschaften entspricht eine Hierarchie der Geheimnisse. Um aber das Unteilbare mitzuteilen, muß man eins werden. Ernst Jünger

- 21.03.1997 -
Wir sollten fortwährend auf der Hut sein und uns nicht übertölpeln lassen. Wenn wir unseren Nächsten alles durchgehen lassen, verkommen wir in der kürzesten Zeit. Thomas Bernhard

- 19.03.1997 -
Die Popularität ist eine Krankheit, die umso chronischer zu werden droht, je später im Leben die den Patienten befällt. Ernst Jünger

- 18.03.1997 -
Die wenigsten Leute haben auch nur einen Augenblick ihres Lebens wirklich gewollt. Ebensowenig als geliebt. Hugo von Hofmannsthal

- 14.03.1997 -
Die Antike ist ein umgekehrter Antäos. Je höher die Zeit sie über ihren Mutterboden emporgehoben hat, desto gewaltiger wurde sie. Hugo von Hofmannsthal

- 13.03.1997 -
Kein Gespenst überfällt uns in vielfältigeren Verkleidungen als die Einsamkeit. Und eine ihrer undurchschaubarsten Masken heißt Liebe. Schnitzler

- 06.03.1997 -
Daß wir einen Gott ahnen ist nur ein unzulänglicher Beweis für sein Dasein. Ein stärkerer ist, daß wir fähig sind, an ihm zu zweifeln. Schnitzler

- 05.03.1997 -
Welche große Wahrheit hat nicht Unheil angestiftet in den Köpfen der Menschen? Welche große Lüge hat nicht Segen gebracht? Auch das Gegenteil ist vorgekommen. Hauptmann

- 04.03.1997 -
Die Menschenwelt ist das gemeinschaftliche Organ der Götter. Poesie vereinigt sie wie uns. Novalis

Alle Erinnerung ist Gegenwart. Im reinen Element wird die Erinnerung uns wie notwendige Vordichtung erscheinen. Novalis

Die Menschen konnten den Tod, das Elend, die Unwissenheit nicht heilen. Und sie haben sich, um glücklich zu sein, geeinigt, nicht daran zu denken. Pascal

Alles Erkämpfte wird handlich. Jedes Geheimnis verliert seine Kraft. Diese Sorge der Durchschnittlichkeit enthüllt wieder eine wesenhafte Tendenz des Daseins. Die Öffentlichkeit verdunkelt alles und gibt so das Verdeckte als das Bekannte und jedem Zugängliche aus. Heidegger

In der Liebe wünschen wir beim anderen nicht den Determinismus der Leidenschaft und auch nicht eine unangreifbare Freiheit, sondern eine Freiheit, die die Determiniertheit durch Leidenschaft spielt. Sartre

Mit der Ausbreitung der bürgerlichen Warenwirtschaft wird der dunkle Horizont des Mythos von der Sonne der kalkulierenden Vernunft aufgehellt, unter deren eisigen Strahlen die Saat der neuen Barberei heranreift. Horkheimer/Adorno

Glücklich zu sein ist notwendig das Verlangen jedes vernünftigen aber endlichen Wesens. Und also ein unvermeidlicher Bestimmungsgrund seines Begehrungsvermögens. Immanuel Kant

Die Menschen denken mit einer Hast und Ausschließlichkeit an sich, wie noch nie Menschen an sich gedacht haben. Sie bauen und pflanzen für ihren Tag und die Jagd nach Glück wird nie größer sein, als wenn es zwischen heute und morgen erhascht werden muß, weil übermorgen vielleicht alle Jagdzeit zuende ist. Nietzsche

Jedes Wissen um Wirklichkeit ist Möglichkeit. Die einzige Wirklichkeit um die ein Existierender mehr als wissend ist, ist seine eigene Wirklichkeit, daß er da ist. Und diese Wirklichkeit ist sein absolutes Interesse. Kierkegaard

Alle materialen praktischen Prinzipien sind als solche insgesamt von einer und derselben Art und gehören unter das allgemeine Prinzip der Selbstliebe oder eigenen Glückseligkeit. Immanuel Kant

Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir. Immanuel Kant

- 17.01.1997 -
Der im Spiel verloren hat kann sich wohl über sich selbst und seine Unklugheit ärgern. Aber wenn er sich bewußt ist, im Spiel betrogen zu haben, so muß er sich selbst verachten, sobald er sich mit dem sittlichen Gesetze vergleicht. Immanuel Kant

Das Meer ist salzig wie die Träne. Die Träne ist salzig wie das Meer. Das Meer und die Träne sind sich durch die Einsamkeit verwandt. Das Meer hat sie schon. Karl Gutzkow

Die Welt kennen, heißt wissen, daß man nicht viel auf derselben bedeutet, glauben, daß kein philosophischer Traum darin realisiert werden kann, und hoffen, daß die nie anders werden wird. Athenäum-Fragment

Wenn einmal die Arbeiterstände dahinterkommen, daß sie uns durch Bildung und Tugend jetzt leicht Übertreffen können, dann ist es mit uns vorbei. Aber wenn das nicht eintritt, ist es erst recht mit uns vorbei. Friedrich Nietzsche


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